Die Berliner Plastikerin und keramische Objektkünstlerin Aino Nebel (1972) lauscht der geheimen Sprache der von ihr erwählten Materialien und Elemente.
Formbarkeit und Farbe, Herkunft, Geschichte, Tiefenintensität und Oberflächenstruktur, Glanz, Härte und Feuerfestigkeit, Wärme und Klang senden ihr eigene haitische Signale und überraschende, spezifische Gestaltungsimpulse.
Am Ende eines offenen, dialogisch-experimentellen Formungsprozesses stößt sie auf materialisierte Momente des Glücks und der Unverfügbarkeit, die häufig die stereotypen Kategorien von Zweck und Narration hinter sich lassen.
Porzellan und Ton, Stroh, Holz und Blumen, Abfälle, Früchte und Wachs, Wolle, Sand und Glasuren fügen sich zu virtuos-rätselhaften Traumgebilden.
Heitere Brüche und das Spiel mit den Grenzen sind dabei ebenso willkommen wie die beflügelnde Musik des Zufalls.
Risse, Einschlüsse, Scherben und Brüche bereichern die Poesie des künstlerischen Vortrags und verweisen auf Prozessualität und Zeitlichkeit.
So entsteht aus dem hellsichtigen Halbschlaf der Improvisation eine kostbare Sammlung lyrisch-fragiler Kunststücke voller Anmut und interpretatorischer Kontingenz.
Besondere Impulse setzen in unserer Ausstellung sensibel-anspielungsreiche Ausnahmeelemente wie ein Brotlaib, feingliedrig gearbeitete Handplastiken, verschieden archaisch-schlichte Urgefäße und ein kleiner aufgebrochener Kopf, der den Blick in die Wohnstatt der Träume freigibt.
Ergänzt werden Aino Nebels keramische Tafeln und Objekte durch lichtreich-zarte Zeichnungen, die die Stimmungen des Tages und der Nacht einfangen und gedankenmusikalisch verwandeln – ein Tagebuch aus Tusche, Kreide, Lippenstift und Öl.
Aino Nebel hat von 1993-2002 an der Hochschule für Kunst und Design Halle und an der Hochschule für bildende Künste Dresden studiert.